Unser Mitgefühl und unsere Verbundenheit gelten den Frauen und Kindern, den Alten und Kranken, die in den Städten und Dörfern der Gewalt hilflos ausgesetzt sind. Es gilt all jenen, die auf der Flucht in eine ungewisse Zukunft sind oder nicht wissen, ob ihnen diese Flucht noch gelingen wird. Es gilt den Männern, die getrennt von ihren Familien in ihrer Heimat geblieben sind, um für deren Freiheit zu kämpfen. Unsere Solidarität gilt allen, die in diesen finsteren Tagen und Stunden als Führungspersonen in Politik, Gesellschaft, Kirche in der Ukraine für ihre Mitmenschen Verantwortung übernehmen.
Die Katholisch-Theologische Fakultät versteht sich und ihr Wirken als „Theologie in den Kontexten der Gegenwart“. Diese Gegenwart ist seit wenigen Tagen geprägt von einem Angriffskrieg mitten in Europa, nur wenige hundert Kilometer von uns entfernt. Die Befürchtung, die Papst Johannes Paul XXIII. 1963 in der Enzyklika Pacem in terris äußerte, und von der wir glaubten, sie gehöre der Vergangenheit an, ist auf erschreckende Weise Wirklichkeit geworden: „…befinden sich die Völker beständig in Furcht, wie vor einem Sturm, der jeden Augenblick mit erschreckender Gewalt losbrechen kann.“ (60) Als Christinnen und Christen, als Theologinnen und Theologen verurteilen wir jene, die diese „erschreckende Gewalt“ entfesselt haben und ihr Handeln auf das Schärfste. Das Recht auf ein friedliches Leben in Freiheit ist nicht nur ein Menschenrecht, es ist das einzige Leben, das der von Gott gegebenen Würde des Menschen entspricht. Wir sehen aktuell, wie bedroht dieses menschenwürdige Leben ist. Umso mehr unterstützen wir die Entscheidungen all jener in der europäischen Gemeinschaft und weltweit, die dieser Bedrohung entgegentreten. Das Ziel unseres Handelns in diesen Zeiten darf nie zuerst der Profit, sondern muss das menschliche Leben in Freiheit und Sicherheit sein.
Als Theologische Fakultät ermutigen wir alle Christinnen und Christen in Österreich, in Europa und in Russland, ungeachtet unterschiedlicher Bekenntnisse und Differenzen in der Vergangenheit vereint für das Leben, die Würde und die Freiheit der Menschen in der Ukraine zu stehen und auf allen jeweils möglichen Ebenen aktiv daran mitzuwirken, dass Leben gerettet und Leid gelindert, dass Zukunft eröffnet anstatt Städte und Existenzen zerstört werden.
Wir hoffen, dass der Aufruf von 1963 heute wieder und mehr denn je Gehör findet und schließen uns ihm eindringlich an:
„Christus möge von den menschlichen Herzen entfernen, was immer den Frieden gefährden kann; er möge alle zu Zeugen der Wahrheit, der Gerechtigkeit und der brüderlichen Liebe machen. Er möge auch den Geist der Regierenden erleuchten, daß sie mit angemessenem Wohlstand ihren Bürgern auch das schöne Geschenk des Friedens sichern.“ (91)
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