Weißer Rauch stieg am Mittwochabend nach Ende der Konklave aus dem Ofen der Sixtinischen Kapelle in Rom: Die katholische Kirche hat ein neues Oberhaupt, den 76-jährigen argentinischen Kardinal Jorge Mario Bergoglio. Der Jesuit soll als Franziskus - benannt nach dem heiligen Franz von Assisi - die Kirche aus ihrer derzeitigen Krise führen.
Univ.-Prof. DDr. Pablo Argárate, Leiter des Instituts für Ökumenische Theologie, Ostkirchliche Orthodoxie und Patrologie der Karl-Franzens-Universität Graz und ebenfalls gebürtiger Argentinier, beurteilt die Papstwahl und den ersten Auftritt von Franziskus als durchaus positiv: "Besonders sein natürliches und bescheidenes Auftreten in der ersten Ansprache mit den Grußworten 'Buona sera' haben ihm Sympathien eingebracht", so Argárate. "Für mein Empfinden ist dieses unbefangene Naheverhältnis zu den Menschen auch etwas, das die Kirche sehr dringend braucht."
Die ersten Aufgaben des neuen Papstes wird die Zusammenstellung eines guten Teams sein, das ihn bei der Bewältigung verschiedener Probleme unterstützt. "Dazu gehören zum Beispiel die Reform der Kurie oder die Positionierung der katholischen Kirche in einem modernen Selbstverständnis. Die Kirche muss diesen Wandel schnell vollziehen, auch wenn viele konservative Kräfte diese Wende erschweren", erklärt der Wissenschafter.
Dass die Wahl auf den Südamerikaner fiel, hat weltweit für Überraschungsmomente gesorgt - andere Kardinäle waren im Vorfeld als Favoriten für den Stuhl Petri gehandelt worden. "Auch mich hat der Ausgang der Konklave erstaunt", sagt Argárate. In Buenos Aires, der Heimatstadt Jorge Mario Bergoglios, wie auch in ganz Argentinien, hat die Ernennung des 76-Jährigen zum Papst großen Jubel hervorgerufen, bestätigt der Theologe: "Erst Prinzessin Máxima von den Niederlanden, dann der mehrfache Weltfußballer Lionel Messi und nun ein Papst - dieses argentinische 'Gespann' versetzt das Land derzeit natürlich in einen Freudentaumel!"